Die ersten echten Kreditkarten befanden sich in den Brieftaschen vermögender Leute und galten als Statussymbol. Heute ist der Besitz einer Kreditkarte für viele Verbraucher:innen eine Selbstverständlichkeit. In diesem Beitrag erfährst du alles Wissenswerte über die Ursprünge der Kreditkarte. Darüber hinaus stellen wir die wichtigsten Anbieter und Arten von Kreditkarten vor und werfen einen Blick auf die Zukunft des Zahlungsmittels.
Das Wichtigste in Kürze:
Die heute verwendeten Kreditkarten sind zwar eine amerikanische Erfindung, doch gehören Kreditsysteme bereits seit mehreren Jahrtausenden zur Zivilisation. Historische Niederschriften belegen, dass die Anfänge des Kreditwesens bereits vor etwa 5000 Jahren in Mesopotamien zu finden sind. In den Vereinigten Staaten im frühen 19. Jahrhundert nutzten Händler:innen Kreditmünzen und Metallplatten, um Landwirt:innen Geld bis zum Abschluss ihrer Ernte zu leihen.
Die erstmalige Verwendung des Begriffs „Credit Card“ (auf Deutsch Kreditkarte) wird dem Autor Edward Bellamy zugeschrieben. In seinem 1887 erschienenen Science-Fiction-Buch „Looking Backwards 2000-1887“ („Ein Rückblick aus dem Jahre 2000“) zahlen Protagonist:innen mit einer Pappkarte. Bei jeder Transaktion wurde ein Stück davon abgeschnitten, bis die Karte aufgebraucht war. Weitere reale Ereignisse führten in den kommenden Jahrzehnten zum Entstehen des modernen Kreditkartensystems.
Die erste richtige Kreditkarte ist die 1950 vom Geschäftsmann Frank McNamara erfundene Diners Club Kreditkarte. Bei einem Besuch in einem New Yorker Grillrestaurant soll ihm die Idee dafür gekommen sein. Er konnte nicht bezahlen, da seine Geldbörse zu Hause geblieben war.
Zur Herausgabe der Kreditkarte gründeten Frank McNamara und der Anwalt Ralph Schneider das Unternehmen Diners Club. Zunächst akzeptierten ausgewählte Restaurants und Bars das Pappkärtchen. Diners Club bezahlte ihnen die von Karteninhaber:innen gemachten Umsätze. Ende des Monats beglichen sie die Kartenrechnung zusätzlich einer kleinen Servicegebühr. Das Unternehmen verzeichnete Ende 1951 bereits mehr als 42.000 Mitglieder:innen.
Vom Erfolg wollten andere Finanzunternehmen profitieren. Erste Bankkarten ließen nicht lange auf sich warten.
1966 gründete die Bank of America die Kreditkartenorganisation Bank of America Service Corporation und vergab Lizenzen für ihre Karten, sodass sie durch andere Banken genutzt werden können. 1970 schloss sich die Bank of America mit anderen Banken zur National BankAmericard zusammen. Im Zuge der weltweiten Vermarktung erfolgte 1976 die Umbenennung in Visa.
In Konkurrenz zur BankAmericard mit Sitz in Kalifornien bündelten 1966 mehrere Banken an der Ostküste ihre Geschäftsaktivitäten in der Interbank Card Association (ICA). ICA installierte zunächst das Kartenprogramm unter der Marke „Master Charge“ und 1973 ein zentrales Computernetzwerk zum Verbinden von Händlern und Banken. 1979 erfolgte die Umbenennung von Master Charge in Mastercard.
In den USA waren Kreditkarten der Marken Diners Club, American Express oder BankAmericard schon weitverbreitet, als die Einführung der Kreditkarte in Europa in den 60er Jahren begann.
1964 brachte das schwedische Geldinstitut“Stockholms Enskilda Bank“ die Eurocard (EC-Karte) als europäisches Konkurrenzprodukt zu den US-Kreditkarten, insbesondere zu American Express, heraus. Ein Jahr später bildeten mehrere europäische Banken eine Allianz und gründeten die Eurocard International S. A.; gleichzeitig der Startpunkt zur Verbreitung über die Grenzen Schwedens hinaus.
1968 wurde Eurocard International Teil der Interbank Card Association (Mastercard). Die Partnerschaft verhalf der EC-Karte zur weltweiten Einsetzbarkeit. Allein in Deutschland wurden bis zur Jahrtausendwende rund 8,8 Millionen EC-Karten ausgegeben. Nach der Aufgabe der Marke Eurocard im Jahr 2003 werden alle weiteren Kreditkarten mit dem Mastercard-Logo ausgegeben.
Laut dem Portal Theglobaleconomy.com besaßen 2021 rund 38 % der Personen ab 15 Jahren in 38 europäischen Ländern Europas eine Kreditkarte. Führend sind dabei Island, Schweiz und Norwegen. Deutschland belegt Rang 10.
In den letzten 15 Jahren haben Kreditkarten als Zahlungsmittel deutlich an Akzeptanz gewonnen. Die Anzahl der Bezahlkarten ist von 27,5 Millionen im Jahr 2012 auf etwa 41 Millionen im Jahr 2020 gestiegen. Allerdings ist aktuell ein Rückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2022 sank die Anzahl der Kreditkarten in Deutschland auf nur noch 33,5 Millionen, was einem Rückgang von 13 % entspricht. Viele Banken bieten Kreditkarten nur noch automatisch mit Premiumkonten an, während sogenannte Co-Badge-Lösungen, die die Debitfunktion von Mastercard oder Visa mit der Girocard kombinieren, zunehmend beliebter werden. Zwischen 2022 und 2023 stieg die Anzahl dieser Karten um 13,7 Millionen auf 135 Millionen Stück.
In Deutschland wird laut Deutscher Bundesbank gern und häufig mit Bargeld bezahlt. Beim Online-Einkauf sind die beliebtesten Zahlungsmethoden privater Bankkund:innen PayPal, Überweisung und Lastschrift. Bei Kartenzahlungen offline im Supermarkt liegt der Fokus auf Girocard oder anderer Debitkarten (82 %). Kreditkarten werden von 11 % der Bevölkerung gewählt. Mobile Bezahlverfahren an der Ladenkasse nutzen 7 %.
Die Bundesbankstatistik spiegelt jedoch nicht die genaue nationale Marktentwicklung wider. Beispielsweise hat die Luxemburger Advanzia Bank 2021 an die 1,75 Millionen Kreditkarten mit Kreditfunktion an deutsche Karteninhaberinnen herausgegeben. Sowohl Umsätze als auch Kartenanzahl gehen in die Statistik von Luxemburg ein.
(Quelle: Deutsche Bundesbank – Zahlungsverhalten der Deutschen 2021)
Die USA werden häufig als Land der Kreditkarten bezeichnet. Doch nimmt es laut The globaleconomy.com mit etwas mehr als 66 % Kreditkartenbesitz im Jahr 2021 Rang 9 ein. In der Rangliste führen Canada mit mehr als 82,5 %, Israel mit mehr als 79 % und Island mit über 74 %. Im globalen Ranking liegt Deutschland mit etwa 56 % auf Rang 18.
Jeweils mehr als 10 Millionen Händler in den USA akzeptieren Kreditkarten von Visa, Mastercard, American Express und Diners Club. In Deutschland können Verbraucher:innen bei mehr als 500.000 Händler Visa und Mastercard-Kreditkarten einsetzen.
Der globale Kreditkartenmarkt wird durch wenige große Kreditkartenunternehmen aus den USA kontrolliert. Einen kleineren Teil der Umsätze machen zahlreiche Private-Label-Kreditkarten bestimmter Einzelhändler sowie regionale Kreditkartenanbieter aus, die nur in jeweiligen Ländern akzeptiert sind.
Zu den weltweit Top 6 Kreditkartenanbietern gehören neben UnionPay/China und JCB/Japan die US-Kreditkartengesellschaften Visa, Mastercard, American Express und Diners Club. Die 4 US-Finanzunternehmen sind zugleich die in Deutschland wichtigsten Kreditkartenanbieter.
Visa Inc. ist ein weltweit führendes Finanzunternehmen und erwirtschaftet 2022 einen Gesamtumsatz von rund 29,3 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen ist auf dem internationalen Zahlungsmarkt mit mehr als 4 Milliarden Visa-Zahlkarten vertreten.
Visa Cards werden in Lizenz von Banken und weiteren Finanzinstituten herausgegeben. Rund 1,3 Milliarden Visa Cards befinden sich weltweit im Umlauf; einsetzbar an etwa 100 Millionen Akzeptanzstellen in mehr als 200 Ländern. In Deutschland werden mehr als 17,5 Millionen Visa-Kreditkarten genutzt.
Das US-Finanzunternehmen Mastercard erwirtschaftete 2022 einen Gesamtumsatz von rund 18,8 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 8,8 Milliarden US-Dollar. Der weltweite Bestand an Mastercard-Zahlkarten setzt sich aus 1,3 Milliarden Mastercard Kreditkarten und 1,46 Milliarden Debitkarten zusammen. Mehr als 100 Millionen Händler in 210 Ländern weltweit akzeptieren die Mastercard. In Deutschland sind rund 17,6 Millionen Karten mit dem Mastercard-Logo im Umlauf.
American Express ist einer der weltweit führenden Kreditkartenanbieter für Privatpersonen und Unternehmen. 2022 waren weltweit rund 133,3 Millionen Amex-Kreditkarten im Umlauf. Transaktionen können an schätzungsweise 60 Millionen Akzeptanzstellen in 160 Ländern durchgeführt werden. In den USA gibt es 10 Million Amex Akzeptanzstellen.
Bei Gründung 1850 lag der unternehmerische Schwerpunkt des von Amex auf dem Personen- und Post-Transport. 1878 wurden erste Finanzdienstleistungen angeboten. 1891 wurden Reiseschecks (Travelers Cheques) eingeführt. 1958 brachte American Express seine erste Kreditkarte auf den Markt. Die American Express Kreditkarte wurde als Charge Card herausgegeben.
Seit 1966 gehören zum Kreditkartenangebot die Amex Gold Card sowie die Corporate Card für Geschäftskund:innen. Seit 1972 bietet der Finanzdienstleister sein Kreditkartenprogramm weltweit an.
In Deutschland wurden Diners Club Karten bereits 1956 eingeführt. Dennoch spielen sie mit um die 0,36 Millionen Karten hierzulande eine eher unbedeutende Rolle. Die Kreditkartenorganisation selbst verweist auf 45 Millionen Akzeptanzstellen in 200 Ländern.
(Quelle: Statista – Statistiken zu Kreditkarten; Statista – Marken der persönlichen Kreditkarten)
Die Erfindung des Magnetstreifens machte die Kreditkarte zu einem weltweit einsetzbaren Zahlungsmittel.
Auf dem heutigen Markt gibt es zahlreiche Arten von Kreditkarten. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen hinsichtlich der Abrechnung sowie weiteren Details. Charge- und Revolving-Kreditkarten können zudem häufig mit Kartenzusatzleistungen wie Versicherungsschutz, Bonusprogrammen oder Einkaufsrabatten punkten. Wir stellen 5 Kreditkartenarten kurz vor.
Inhaber:innen einer Charge Card können innerhalb ihres festgelegten Kreditlimits einen zinsfreien Kurzzeitkredit in Anspruch nehmen. Das Zahlungsziel beträgt in der Regel 4 Wochen, und die Abrechnung der getätigten Umsätze erfolgt einmal monatlich. Der Abrechnungsbetrag wird zum vereinbarten Fälligkeitsdatum vollständig vom persönlichen Referenzkonto (meist dem Girokonto) durch das Karteninstitut eingezogen.
Das Hauptmerkmal der Revolving-Kreditkarte ist die Teilzahlungsfunktion. Bei dieser Art von Kreditkarte muss die Kreditkartenabrechnung nicht vollständig beglichen werden; sie kann stattdessen in Raten zurückgezahlt werden. Für Teilzahlungen gelten Mindestbeträge, die geleistet werden müssen. Allerdings fallen auf die ausstehenden Kartenschulden mitunter hohe Zinsen an.
Prepaid-Kreditkarten funktionieren auf Guthabenbasis, das vor der Nutzung aufgeladen werden muss. Diese Karten bieten die wesentlichen Zahlungsfunktionen einer herkömmlichen Kreditkarte und verfügen über eine eigene Kontonummer. Ein zusätzliches Bankkonto ist nicht erforderlich. Guthaben können bequem per Überweisung aufgeladen werden.
Debitkarten sind streng genommen keine Kreditkarten. Umsätze mit der Debitkarte werden entweder sofort oder zeitnah vom persönlichen Bankkonto abgebucht. Karteninhaber:innen haben keinen Zugang zu einem Kreditrahmen wie bei herkömmlichen Kreditkarten. Debitkarten von Visa und Mastercard können jedoch weltweit an den entsprechenden Akzeptanzstellen genutzt werden.
Eine erst vor wenigen Jahren entstandene Kartenart ist die Krypto-Kreditkarte. Karteninhaber:innen können ihre auf einer Krypto-Plattform gehaltenen digitalen Währungen als Zahlungsmittel in Läden offline und online einsetzen. Dazu werden Kryptowährungen in Euro oder US-Dollar umgewandelt. Eine Kreditfunktion beinhaltet die Krypto-Kreditkarte nicht.
In Deutschland gibt es eine breite Palette an Kreditkarten. Kartenherausgeber bieten Karten mit verschiedenen Vorteilen wie Reiseprämien, Versicherungspaketen oder VIP-Services an. Andere wiederum locken mit großzügigen Kreditrahmen oder dem Wegfall der Jahresgebühr.
Die Kreditkarte von heute wird nach Meinung von Branchenexpert:innen in Zukunft eine andere sein. Kein Zweifel besteht am Fortbestehen der Idee der Kreditkarte. Für physische Karten sei das Ende absehbar. Ihre Rolle werden digitale Kreditkarten übernehmen.
Heute gehören Kreditkarten zu weltweit verbreiteten und anerkannten Zahlungsmitteln. Die ersten Kreditkarten aus Pappe wurden im Laufe der Jahrzehnte durch Varianten aus Plastik oder Metall abgelöst. Virtuelle Kreditkarten beinhalten notwendige Kartendaten und kommen ohne physische Karte aus.
Die Idee der Kreditkarte ist über alle Entwicklungen der Kreditkartentechnologie hinweg erhalten geblieben. Mittels der Kreditfunktion haben Kartenbesitzer:innen die Möglichkeit, jetzt zu kaufen und später zu bezahlen.
Kreditkarten waren ursprünglich als kurzfristige Kreditlösung konzipiert. Genutzt werden sie nicht selten eher als langfristige Lösung. Die langfristige Kreditaufnahme mit einer Kreditkarte ist ein teures Unterfangen.
Die Geschichte der Kreditkarte dürfte trotz des Aufkommens verschiedener bargeldloser Bezahlmethoden wie Mobile Payments oder Zahlen mit Biometrie auch in den kommenden Jahren weitergehen.
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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Die erste moderne Kreditkarte wurde 1950 von Frank McNamara und seinen Geschäftspartnern erfunden und vom eigens zu diesem Zweck gegründeten Unternehmen Diners Club im selben Jahr herausgebracht.
Der Begriff Kreditkarte (Credit Card) tauchte erstmals 1887 in dem Science-Fiction-Roman „Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf 1887“. Der Autor Edward Bellamy erwähnt darin die Kreditkarte als bargeldloses Zahlungsmittel in der Zukunft.
Das Besondere an einer Kreditkarte ist, dass man mit ihr in Läden weltweit bargeldlos bezahlen, im Internet einkaufen und Geld am Bankautomaten abheben kann. Transaktionen können innerhalb des mit dem jeweiligen Kreditinstitut vereinbarten Kreditrahmens erfolgen.
Die von Diners Club 1950 herausgegebene erste moderne Kreditkarte (Universalkarte) konnte zunächst in 27 New Yorker Restaurants verwendet werden. Die Eigentümer:innen zeigten ihre unterschriebene Karte vor. Am Ende des Monats erfolgte durch den Diners Club die Abrechnung der Kartenumsätze zusätzlich einer Servicegebühr.
In Deutschland wurden erstmals Kreditkarten von Diners Club 1956 platziert. 1958 wurden American Express Karten eingeführt. Erst viel später erschienen Kreditkarten von Mastercard (seit 1975) und Visa (seit 1980) auf dem deutschen Markt.