Immer mehr Einkäufe im Netz werden mithilfe künstlicher Intelligenz vorbereitet oder direkt abgewickelt. Visa will dafür nun eine technische Grundlage schaffen, die Vertrauen und Sicherheit gewährleistet: Mit dem neuen „Trusted Agent Protocol“ (TAP) soll es möglich werden, KI-Agenten im Auftrag von Verbraucher:innen sicher shoppen und bezahlen zu lassen, ohne dass Händler befürchten müssen, betrügerischen Bots aufzusitzen.
Der digitale Handel verändert sich rasant. Schon heute greifen viele Menschen auf KI-gestützte Systeme zurück, um Produkte zu suchen, Preise zu vergleichen oder Kaufentscheidungen zu treffen. Laut Visa hat bereits mehr als ein Drittel der Verbraucher:innen (36 %) in den vergangenen 12 Monaten ChatGPT oder andere KI-Assistenten beim Online-Shopping genutzt. Künftig sollen diese Systeme jedoch nicht nur beraten, sondern auch eigenständig Transaktionen durchführen können, etwa den Warenkorb füllen und Zahlungen autorisieren.
Damit solche automatisierten Käufe sicher funktionieren, braucht es klare Standards, und hier setzt Visa an: Das Trusted Agent Protocol soll sicherstellen, dass KI-Agenten, die im Auftrag realer Kund:innen handeln, von betrügerischen Bots unterschieden werden können.
In der Praxis kommt es heute bereits vor, dass Bot-Erkennungssysteme legitime Aktivitäten von KI-Agenten blockieren, zum Beispiel beim Check-out-Prozess. Das neue Visa-Protokoll will das verhindern. Es ermöglicht den sicheren Austausch von Informationen zwischen Agent und Händler, darunter die Kaufabsicht, mögliche Kundenkonten oder Zahlungspräferenzen.
Die Technologie verwendet agentenspezifische, kryptografische Signaturen und basiert auf etablierten Web-Standards wie HTTP Message Signatures. Für Händler ist die Integration mit geringem technischem Aufwand möglich. Visa beschreibt das Trusted Agent Protocol als eine Lösung, die ohne eigene Programmierung auskommt und verifizierte KI-Agenten automatisch erkennt und deren Transaktionen freigibt.
Jack Forestell, Chief Product & Strategy Officer bei Visa, betont die Verantwortung des gesamten Zahlungsökosystems: „Händler müssen KI-Agenten vertrauen können. Das zu erreichen liegt in der Verantwortung aller Beteiligten. Unser Ziel ist, dass von KI-Agenten ausgelöste Zahlungen genauso reibungslos und sicher ablaufen wie heutige digitale Zahlungen.“
Entwickelt wurde das Trusted Agent Protocol in Kooperation mit dem Sicherheitsanbieter Cloudflare. Auch Branchengrößen wie Adyen, Microsoft, Shopify, Stripe oder Coinbase waren in die Testphase eingebunden. „Die Zukunft des Handels abzusichern ist eine gemeinsame Verantwortung – besonders, wenn KI-Agenten beginnen, im Namen von Verbraucher:innen zu handeln“, sagt Stephanie Cohen, Chief Strategy Officer bei Cloudflare.
Visa stimmt sich dafür mit internationalen Standardisierungsgremien ab, darunter die IETF (Internet Engineering Task Force), die weltweit technische Internetstandards entwickelt, die OpenID Foundation, die offene Authentifizierungsprotokolle wie OpenID Connect definiert, sowie EMVCo, das für die globalen Spezifikationen von Chip- und kontaktlosen Zahlungen verantwortlich ist. Ziel ist es, das Trusted Agent Protocol zu einem offenen, branchenweit einsetzbaren Standard weiterzuentwickeln. Parallel arbeitet Visa an der Kompatibilität mit anderen Lösungen wie dem Agentic Commerce Protocol und dem von Coinbase entwickelten Zahlungsprotokoll x402, um eine reibungslose Interoperabilität im gesamten digitalen Zahlungsökosystem zu gewährleisten.
Für Verbraucher:innen könnte das Trusted Agent Protocol den Weg zu einem komfortableren Online-Einkauf ebnen. KI-Agenten könnten künftig eigenständig Angebote prüfen, Rabatte berücksichtigen und sichere Zahlungen abwickeln, ohne dass persönliche Daten jedes Mal neu eingegeben werden müssen. Gleichzeitig soll das Protokoll sicherstellen, dass nur verifizierte, vertrauenswürdige Agenten Transaktionen auslösen.
Damit entsteht ein Rahmen, der Vertrauen in den KI-gestützten Handel schaffen und neue Möglichkeiten für Händler und Zahlungsdienstleister eröffnen könnte. Visa positioniert sich dabei als zentrale Instanz in einem sich wandelnden Markt, in dem automatisierte Systeme zunehmend eigenständig handeln und dabei dieselben Sicherheitsstandards erfüllen sollen wie klassische digitale Zahlungen.
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